Montag, 27. November 2017

"900 Meilen", S. Jonathan Davis


(Mal wieder ne Alte.^^)

Inhalt / Meinung


Ich verzichte an dieser Stelle auf eine gesonderte Inhaltsangabe, da in meinen Augen der Klappentext schon genug verrät, werde aber wahrscheinlich hier und da innerhalb der Rezension noch auf den Inhalt zurückgreifen, ohne zu Spoilern versteht sich.
„900 Meilen“ ist ein Zombieroman und ich liebe Zombiegeschichten. Ob kurz oder lang, blutig oder anders interpretiert, ich lese sie alle. Was heißt, dass ich schon einige Zombiegeschichten gelesen habe. Gute und schlechte. Zu welchen zähle ich persönlich „900 Meilen“?
Das Erste, was ich sofort positiv erwähnen möchte, ist der Anfang. In meinen Augen einer der besten Zombiegeschichtenanfänge die ich je gelesen habe. Ohne große Vorrede landet man im Geschehen und hat genau wie der Protagonist keine Ahnung, was eigentlich los ist. Als Leser kommt man kaum zum Luft holen.
Der Autor setzt den Spannungsbogen direkt zu Anfang so hoch an, sodass ich mit einem starken Abfall von eben diesem rechnete.
Aber nichts da.
Gekonnt mischt der Autor etwas ruhigere Szenen mit Spannung und Aktion.
Es wird wirklich nie langweilig. Natürlich fällt es bei einem so hohen Spannungsbogen schwer, diesen irgendwie noch höher schrauben zu können. Dadurch, dass die Handlung ja doch immer noch etwas gesteigert werden muss, sind einige Szenen recht blutig und stellenweise vielleicht auch eklig, wodurch „900 Meilen“ sicherlich nichts für zartbesaitete Leser ist. Wer sich aber im blutigen Zombiehorrorgenre zu Hause fühlt, kommt damit auf jeden Fall zurecht. Es geht brutal zu und der Autor zeigt auch die menschlichen Abgründe innerhalb einer Zombieapokalypse auf. Nichts wird verschönert und die Protagonisten müssen wortwörtlich um ihr Leben kämpfen.
Der Hauptprotagonist ist John. John ist Banker, hockt in einem langweiligen Meeting und kurze Zeit später kämpft er um sein Überleben. Als Figur fand ich John stellenweise sehr unscheinbar und manchmal auch langweilig. Er kann im Grunde gar nichts und wäre wahrscheinlich schon längst tot, wenn das Glück nicht dauerhaft auf seiner Seite stehen würde. Wenn man aber die Geschichte als ganze betrachtet, ist John genauso eine Person, die höchstwahrscheinlich in einer Zombieapokalypse überleben würde.
Er ist clever und hat eine Motivation, für die er töten würde. 900 Meilen trennen ihn von seiner Frau und für ihn ist vollkommen klar, dass er diese Entfernung irgendwie überbrücken muss. John verändert sich während der Geschichte und wird von einem Anzugträger recht schnell zu einem Menschen, der sich zu verteidigen weiß. Sein Misstrauen wächst und er fängt an, das Leben als solches anders zu sehen. Seine Entwicklung fand ich am interessantesten und auch am größten.
Kyle ist Sicherheitsmann in dem Gebäude, in dem zu Beginn der Apokalypse auch John festsitzt. Er war Soldat, hat Muskeln, kann schießen und weißt überhaupt die besten Voraussetzungen auf, diese Krise zu überleben. John und er schließen sich zusammen und meiner Meinung nach ist dass das Beste, was John passieren konnte.
Ich habe schnell aufgehört zu zählen, wie oft Kyle ihm das Leben rettet. Die Geschichte wäre schnell zu Ende gewesen, denn John hat ein fragwürdiges Talent mit Zombies aneinander zu geraten und Kyle ist immer in letzter Sekunde da um ihn zu retten. Ansonsten ist mit Kyle ein Rätsel und ich muss zugeben, am Ende der Geschichte war ich in Bezug auf ihn sehr unbefriedigt. Ich weiß rein gar nichts über ihn. Der Autor gibt nur ganz, ganz wenige Hintergrundinformationen über ihn raus. Ich hatte das Gefühl, dass Kyle einfach nur dafür wichtig war, das John überlebt.
Natürlich sind John und Kyle nicht die Einzigen, die überlebt haben, obwohl das Gefühl an einigen Stellen in der Geschichte aufkommen könnte. Es gibt eine ganze Menge Nebencharaktere, die so verschieden sind, dass der Autor da wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Allerdings scheint es mir, dass es eher die „bösen“ Menschen sind, auf die hier mehr eingegangen wird und der Zusammenhalt innerhalb einer Krise kommt nur sehr schwer rüber. Den Menschen steigt wohl das Zombiedasein zu Kopf denn schnell spaltet sich auch die Spreu vom Weizen und es gibt die Oberklasse-Menschen und das Fußvolk. Gegen Ende hat der Autor noch einmal richtig aufgetrumpft und zeigt uns Lesern den Bodensatz der menschlichen Zivilisation. Ich denke, dass der Autor das am besten kann. Die Gegensätze der menschlichen Entwicklung innerhalb einer extremen Situationen aufzeigen und umsetzen. Ohne große Adjektive zeigt er durch die Handlungen, wer sich für etwas Besseres hält und wer für andere einsteht. Wenn manche Szenen gegen Ende auch etwas überspannt erscheinen, fand ich sie doch glaubhaft und die Handlungen nachvollziehbar.
Es gibt wirklich wenig, über das ich „meckern“ könnte. Aber eine Sache ist mir dann doch nicht ganz geheuer. Es gibt eine Szene, in der wird einem Menschen sehr viel Schmerz zugefügt. Zwar wird er gerettet und die Wunde verbunden, aber bis zum Ende hört oder sieht man als Leser davon gar nichts mehr. Ich will nicht näher auf diese Szene eingehen, weil sie in meinen Augen wichtig für die Figurenentwicklung ist, aber auch wenn der Mann Schmerzmittel bekommen hat, der Schock groß ist oder er andere Dinge im Kopf hat: Ein Verband muss mal gewechselt werden, auch wenn die Zombies umherwandeln. Schmerzmittel halten nicht ewig und auch der Schock klingt irgendwann ab.
Das Ende fand ich doof. Ehrlich. Aber … ich hab dann erfahren, dass der Autor am Fortsetzungsband arbeitet. Das wusste ich zu Beginn nämlich noch nicht und für mich hat diese Info einiges geändert. Kyle ist nun nicht mehr nur ein flacher Zombietötungssoldat, sondern hat das Potenzial eine wirklich interessante Figur zu werden, denn im ersten Band hat der Autor ihn wirklich geheimnisvoll dargestellt.
Ich bin gespannt, was er im zweiten Band alles anstellt. Das Ende ist auch nicht mehr doof, sondern ein so megamäßig fieser Cliffhanger, dass ich dem Autor das Buch gerne an den Kopf werfen würde. Ist ein eBook, was das Unterfangen schwer macht, aber vorstellen kann man es sich ja. Außerdem besteht so die Chance, dass der Autor die vielen offenen Fäden aufgreift und zu einem ordentlichen Gesamtbild zusammensetzt.

Fazit

„900 Meilen“ von S. Jonathan Davis ist für Fans des Zombiegenres ein „must read“. Der extrem hohe Spannungsbogen und die Aufzeichnung einer in sehr kurzer Zeit stark zerstörten Welt überzeugten mich sofort. Wen jetzt recht blutige Szenen und bis ins Detail beschriebene Zombies nicht abschrecken können, der ist bei dieser Zombiegeschichte genau richtig.

* * *

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Klappentext

Zehntausende begeisterte Leser!
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John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse.
Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.
Schnell muss er feststellen, dass die Zombies das Geringste seiner Probleme sind. Hautnah erlebt er die Schrecken, die Menschen verbreiten, wenn es plötzlich keine Regeln mehr gibt; wenn abscheuliches Handeln keine Konsequenzen birgt und der Tod allgegenwärtig ist.
John verbündet sich mit Kyle, einem ehemaligen Armeepiloten. Gemeinsam fliehen sie aus New York. Auf ihrer Flucht treffen sie einen Mann, der behauptet, die Schlüssel zu einer Untergrundfestung namens Avalon zu besitzen …
Werden sich die beiden in Sicherheit bringen können? Werden Sie es zu Johns Frau schaffen, bevor es zu spät ist?
Machen Sie sich bereit, John und Kyle in diesem rasanten Endzeit-Thriller zu begleiten
.








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1 Kommentar:

  1. Erst einmal war ich geschockt, als ich deine REzension gelesen habe, aber nicht wegen dir, sondern wegen mir.
    Ich glaube ich habe noch nie einen Zombieroman gelesen.
    Das muss ich unbedingt noch nachholen. Vielleicht mit diesem Buch.
    Aber jetzt zu deiner Rezension. Wie immer toll, ausführlich und doch auf den Punkt gebracht.

    Liebe Grüße


    Svenja von Bücherfieber

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